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Englischangst: Letzer Ausweg Krankschreibung

Englisch im Beruf zu sprechen ist für manche Menschen psychisch so belastend, dass sie als einzigen Ausweg die Krankschreibung sehen. "Flucht war für mich die einzige Lösung" höre ich oft von Betroffenen, wenn sie mich das erste Mal kontaktieren. Lesen Sie hier, was bei einer Englisch Redeangst dahinter steckt, wie es sich ankündigt, welche Menschen typischerweise betroffen sind und wie man einer Angststörung beim Englisch sprechen vorbeugen kann.

Was steckt hinter einer psychischen Englischblockade?

Vergangene Erlebnisse

Oft sind es vergangene Erlebnisse, zum Beispiel aus der Kindheit oder Schulzeit, die unbewusst noch durchlebt werden und dazu führen, dass ein Betroffener automatisch mit Angst reagiert, wenn er mit der Fremdsprache konfrontiert wird. Diese vergangenen Erlebnisse müssen ins Bewusstsein geholt werden, dazu muss man jedoch nicht zwingend in die Vergangenheit schauen, denn das Problem zeigt sich oft sehr deutlich in der Gegenwart.

 

Persönlichkeit des Menschen

Manchmal kann auch die jeweilige Persönlichkeit des Betroffenen eine Rolle spielen, zum Beispiel wenn man generell sehr perfektionistisch veranlagt ist oder vieles sehr genau nimmt. Jemand, der im Qualitätsmanagement oder vielleicht sogar als interner Auditor arbeitet, wird grundsätzlich mehr Schwierigkeiten haben, Dinge nicht ganz perfekt zu machen. Eine Fremdsprache lässt sich jedoch nur sprechen, wenn man Fehler akzeptieren kann - ein zu starker Perfektionismus bremst den kreativen Sprachfluss und führt dazu, dass Ängste entstehen, z.B. die Angst, sich zu blamieren oder als inkompetent abgestempelt zu werden.

 

Mangelndes Selbstwertgefühl

Ein Mensch, der sich selbst nicht genug liebt, wird Schwierigkeiten haben, in einer Situation, in der er vermeintlich "schwach" wirkt, den nötigen Selbst-Support aufzubringen, den man braucht, um sich zu stabilisieren. Selbstliebe ist ein sehr wichtiger Aspekt beim Englisch reden, lesen Sie hier mehr zu dem Thema: Selbstliebe: Warum ist das so wichtig beim Englisch sprechen?

 

Familiäre Strukturen

Es gibt unzählige Familienstrukturen, die zu einer Englisch Sprachblockade führen können. Problematische Geschwisterkonstellationen, psychische Überforderung als Kind, strenger Erziehungs- und Kommunikationsstil oder kulturelle Besonderheiten sind nur einige Gründe dafür, dass ein Mensch sich später unbewusst an diese Dinge erinnert fühlt, wenn er Englisch redet. Das liegt daran, dass eine Fremdsprache das "Kindgefühl" in uns weckt: Wir fühlen uns plötzlich wieder klein und unzulänglich. Lesen Sie hier mehr: Warum eine Fremdsprache Kindheitserinnerungen weckt - 5 Gründe

 

Angst vor Ausgrenzung

Menschen wollen generell dazugehören - sei es im Beruf, im Freundeskreis oder in der Familie. Gerade im Job erleben viele Englischangst Betroffene, dass sich das Englisch sprechen negativ auf ihr Zugehörigkeitsgefühl auswirkt. "Ich spreche nicht so gut Englisch wie die anderen" ist ein typischer Satz, der zeigt, dass die Zugehörigkeit über das eigene Englischlevel definiert wird. Und dann bekommen Betroffene Angst davor, "ungebildet" oder "inkompetent" zu erscheinen, bis hin zur Angst davor, den Job zu verlieren, weil man beim Englisch sprechen unsicher wirkt.

 

Es gibt noch viele weitere Gründe für Englischangst/Englischphobie. Lesen Sie hier weiter: Ursachen für Englisch Sprechangst

Wie kündigt sich Englisch Redeangst an?

Es gibt ein paar typische erste Anzeichen, die man ernst nehmen sollte, denn wenn man eine Englischphobie zu lange ignoriert, wird eine Krankschreibung irgendwann unvermeidlich. Hier die meiner Erfahrung nach häufigsten ersten Symptome:

  • Schlafstörungen vor einem englischen Meeting
  • Körperliche Anzeichen von starker Nervosität beim Englisch reden (Schwitzen, Hände zittern, Unruhe etc.)
  • ständiges Gedankenkreisen um das Thema Englisch
  • Übergroßer Fokus auf die Englischkenntnisse der anderen (z.B. Kollegen)
  • Die eigene Arbeit leidet unter dem ständigen Englischvergleich
  • Sorgen rund um das Thema Englisch, z.B. "Ist mein Englisch gut genug?"
  • Vermeiden von englischen Situationen, wenn es irgendwie geht
  • Penible Vorbereitung von englischen Meetings, Präsentationen etc.
  • Versuch, die Englischkenntnisse, die bereits gut sind, ständig zu verbessern (Verbesserungswahn)

Wenn Sie einige dieser Punkte bei sich wahrnehmen, sollten Sie genau hinschauen: Sind diese Ängste und Befürchtungen bzw. diese körperlichen Symptome etwas, das Sie nur im Zusammenhang mit Englisch bei sich wahrnehmen? Wenn ja, dann sollten Sie hier einmal den Test machen: Habe ich eine Englisch Phobie? - Test

Welche Menschen sind typischerweise von Englisch Phobie betroffen?

Meiner Erfahrung nach gibt es 16 Faktoren, die bei fast allen Englischangst-Betroffenen vorhanden sind:

  1. Wunsch, das Geschehen zu lenken (Führungsanspruch)
  2. Eloquenz (Sprachbegabung in der deutschen Sprache)
  3. Kommunikationsstärke in der deutschen Sprache
  4. Gute Bildung/Ausbildung
  5. Talent, andere zu motivieren
  6. Neigung, für andere da zu sein und anderen zu helfen
  7. Hohe Empathie, hohe soziale Kompetenz
  8. Vorbildfunktion (z.B. für Mitarbeiter)
  9. Hohes Verantwortungsbewusstsein
  10. Gute Menschenkenntnis
  11. Lösungsorientiert
  12. Sicherheitsbedacht
  13. Oftmals liegt eine Entscheidungsschwäche vor
  14. Oftmals liegt eine Konfliktunfähigkeit oder -schwäche vor, die jedoch unbewusst ist
  15. Mangelnde Flexiblität, wenn Dinge nicht ganz überschaubar sind
  16. Starke Selbstkritik, eigene Fehler werden nicht oder nur schwer verziehen (anderen wird dagegen leichter verziehen)

Wie kann man einer Englisch Phobie vorbeugen?

Einer Angststörung beim Englisch sprechen vorzubeugen bedeutet, erste kleine Warnzeichen wahrzunehmen - in der Praxis ist dies jedoch nicht einfach, weil wir in unserem Alltag dazu neigen, subtile Ängste zu verdrängen, um besser funktionieren zu können. In den meisten Fällen gelingt eine Vorbeugung nicht und es werden erst dann Maßnahmen ergriffen, wenn nichts anderes mehr geht - Stichwort Krankschreibung. Wenn Sie Ihre psychische Gesundheit jedoch ernst nehmen möchten und es gar nicht erst zu einer Englischangst kommen lassen möchten, können Sie folgendes tun:

  • Achten Sie darauf, wie Sie mit sich selbst gedanklich sprechen, wenn Sie z. B. ein englisches Meeting vorbereiten oder ein englisches Meeting verlassen. Sind Sie überkritisch, gehen Sie mit sich selbst hart ins Gericht? Können Sie es oft nicht akzeptieren, dass Sie Fehler gemacht haben oder in einer Situation unsicher waren? Bezeichnen Sie sich selbst manchmal als "faul" oder "zu dumm"? Mehr dazu: Zu nervös, um Englisch zu sprechen? Grund ist oft negative Selbstkritik
  • Auch wenn es schwer fällt: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nicht zu sehr auf andere Menschen ("Was denken die anderen über mein Englisch?"), sondern bleiben Sie bei sich. Unsere Aufmerksamkeit ist eine mentale Energie, die wir leicht verschwenden, wenn wir uns Sorgen darüber machen, was andere über einen denken. Zudem ist es eine "mission impossible", denn Sie werden niemals wissen, was andere über Sie denken, Sie können es nur vermuten - und sich dabei tatsächlich selbst ganz schön verrückt machen. Erfahren Sie hier mehr hierzu: Podcast Natalie Marby: Selbstwahrnehmung beim Englisch reden stärken
  • Diesen Fehler machen viele Menschen, die erst eine leichte Unsicherheit beim Englisch reden spüren: Sie lernen zuviel und übertreiben es damit. Und sie verstärken dadurch ihre Nervosität. Grundsätzlich ist Lernen natürlich gut und führt meist zum erwünschten Ziel, aber wenn Lernen angstbasiert stattfindet, verstärkt man nur die Angst. Ein weiteres Problem ist, dass man nicht lernen kann, wenn man Angst hat. Das Lernzentrum wird sozusagen blockiert. Und das verstärkt die Angst dann wiederum, was dann oft zu übermäßigem, erzwungenen Lernen führt und dann befindet man sich in einem gnadenlosen Kampf mit sich selbst. Aus solchen Situationen entstehen dann oft Angststörungen.
  • Entwickeln Sie einen positiven Blick auf das Thema Englisch. Versuchen Sie, es nicht allzu ernst zu nehmen: Englischkenntnisse verbessern sich automatisch von Minute zu Minute, wenn Sie leicht und locker herangehen. Ein guter Gedanke, den ich meinen Klienten oft mitgebe, ist: Sehen Sie jedes englische Meeting als einen kostenlosen, auf Sie persönlich zugeschnitten Business Englisch Kurs, der im echten Leben unbezahlbar wäre.
  • Gehen Sie offen mit Ihrer Englisch Nervosität um: Wenn Sie darüber reden können, dass Sie sich etwas unwohl fühlen, wenn Sie Englisch reden, werden Sie es gar nicht erst zu einer Angststörung kommen lassen, denn Englischangst besteht oft zum großen Teil aus der Angst davor, dass die Englischangst von anderen gesehen wird (soziale Angststörung). Erfahren Sie hier mehr: Podcast Natalie Marby: Soziale Angst beim Englisch reden

Über mich & Kontakt:

Ich bin Natalie Marby und ich arbeite online therapeutisch mit Menschen, die starke Angst vor dem Englisch reden haben. Ich führe mit jedem Interessenten ein kostenfreies telefonisches Erstgespräch, dieses dauert in der Regel 45-60 Minuten und ist nur auf Deutsch. Wir besprechen darin Ihre individuelle Thematik und ich erkläre Ihnen, wie ich in Ihrem speziellen Fall vorgehen würde. Hier können Sie mich für ein Erstgespräch kontaktieren. Ich freue mich, von Ihnen zu hören!

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