
Was haben Selbstablehnung und Fremdsprachenangst miteinander zu tun? Die Antwort lautet: Eine ganze Menge, denn je nachdem, wie frei sich ein Mensch in einer Fremdsprache gibt, zeigt sich, wie dieser Mensch sich entweder selbst liebt oder ablehnt. Warum das so ist, erkläre ich hier:
Wie zeigt sich Selbstablehnung beim Sprechen einer Fremdsprache?
Ganz einfach: Wenn ich nicht in der Lage bin, mich selbst anzunehmen, wenn ich ein paar Fehler mache, mitten im Satz steckenbleibe oder mir vielleicht kurzzeitig gar kein englisches Wort mehr einfällt - dann lehne ich mich in diesem Moment selbst ab. Ich kann es - psychologisch gesehen - nicht akzeptieren, dass ich nicht perfekt bin. Ich kann mich mit Fehlern nicht annehmen. Und das ist eine Selbstablehnung. Denn wir sind ja nicht mehr in der Schule, und wenn Sie diesen Artikel lesen, dann haben Sie vermutlich ein Englischproblem rund um Ihren Beruf oder Ihr Sozialleben. Die wenigsten meiner Blogleser sind Schüler, die meisten stehen mitten im Leben und stellen fest, dass Sie irgendwie mit dem Thema Englisch hadern. Und die Selbstablehnung zeigt sich genau darin, wie dieses Hadern vom Betroffenen akzepiert werden kann. Denn eine Fremdsprache spricht sich nicht sofort perfekt, man muss üben, scheitern, weiter üben - und Fehler in Kauf nehmen. Dadurch lernt man und dadurch wird die Fremdsprache von Tag zu Tag besser. Sehr viele Menschen können sich jedoch in dieser Übungsphase selbst nicht annehmen, weil sie sich Fehler einfach nicht verzeihen können - und das ist eine Art von Selbstablehnung.
Wie kommt man aus der Selbstablehnung raus?
Um eine Fremdsprache wie Englisch sicher sprechen zu können, muss man zuerst sich selbst innerlich unterstützen, auch dann, wenn man Fehler macht. Nur durch diese "Vorschusslorbeeren", also die bedingungslose Selbstunterstützung, wird das eigene Englisch besser. Warum das so ist: Wir können keine Fremdsprache sprechen, wenn wir innerlich im Kriegszustand mit uns selbst sind. Das blockiert den Sprachfluss. Man muss also zuerst Frieden in sich selbst schaffen, und das passiert durch das Annehmen der eigenen (vorübergehenden) Unzulänglichkeit. Was die meisten Betroffenen jedoch falsch machen, ist: Sie erwarten von sich selbst zuerst den Perfektionismus - und erst dann glauben sie, sich selbst wirklich kompett annehmen zu können. Das ist jedoch ein Trugschluss, es ist die falsche Reihenfolge, denn die Selbstannahme muss zuerst kommen. Wer glaubt, zuerst perfekt sein zu müssen, um sich beim Englisch sprechen akzeptieren zu können, wird scheitern, denn das baut viel zu viel Druck auf. Natürlich kann man mit viel Druck manchmal Perfektionismus erreichen, aber bei einer kreativen Tätigkeit wie das Sprechen einer Fremdsprache ist das schwierig. Eine Fremdsprache muss mit Gefühl gesprochen werden, und wenn innerlich ein Krieg gegen sich selbst geführt wird, ist das Gefühl negativ. Und das blockiert beim Sprechen, es fällt einem dann nichts mehr ein. Um aus der Selbstablehnung herauszukommen, ist es also wichtig, sich die eigene Selbstablehnung zunächst einmal bewusst zu machen (viele merken gar nicht, dass sie sich beim Englisch sprechen selbst ablehnen) und dann die Ablehnung in Akzeptanz zu verwandeln. Das geht zum Beispiel über positive Gedanken, wie "Diese Phase des fehlerhaften Sprechens ist nur ein Übergang, ich werde von Mal zu Mal besser, ich stelle mich der Herausforderung."
"Aber ich kann mich einfach nicht annehmen, wenn ich so fehlerhaftes Englisch spreche"
Diese Aussage höre ich häufig. Oft liegt dieser Haltung ein negatives Erlebnis aus der Kindheit oder Schulzeit zugrunde. Es kann zum Beispiel sein, dass man sich als Kind nur dann geliebt gefühlt hat, wenn man perfekt war. Oder man hat vielleicht in der Schule einen Lehrer gehabt, der einem das Gefühl von Versagen gegeben hat, sobald man Fehler gemacht hat. Eine Verhaltenstherapie gegen Fremdsprachenangst kann helfen, diese früheren Ereignisse zu identifzieren und zu überwinden. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass das Sprechen einer fremden Sprache ein Stresszustand ist, denn man fühlt sich in der Fremdsprache oft ungeschützt und nicht so sicher im Sattel wie in der Muttersprache. Man kann sich noch so gut vorbereiten - wenn man plötzlich auf Englisch etwas gefragt wird, kann das jeden Menschen erst einmal aus dem Konzept bringen. Dieses "Aus dem Konzept bringen" ist gefühlt ein Kontrollverlust, der mit einer leichten (oder auch starken) Angst einhergehen kann. Das ist verständlich, denn wenn man zum Beispiel ein wichtiges Meeting auf Englisch führen soll und man sich in einer solchen Situation überrumpelt fühlt und auf Englisch nicht so schnell reagieren kann, dann löst das Angst aus. Und sobald Angst im Spiel ist, wird der Sprachfluss blockiert. Das kennt man ja auch in der eigenen Muttersprache, wenn einem die Worte plötzlich fehlen, weil man von jemandem aus dem Konzept gebracht wurde. In solchen Stressmomenten ist es wichtig, zu lernen, sich selbst fest zur Seite zu stehen, denn ansonsten wird einem keine englische Vokabel mehr einfallen. Das Gehirn blockiert. Der psychologische Grund hierfür ist, dass Kreativität und Angst nicht zeitgleich vonstatten gehen können. Angst blockiert Kreativität, und eine Fremdsprache zu sprechen ist immer ein kreativer Vorgang, denn eine Fremdsprache kann nicht systematisch gesprochen werden. In der Schule wird uns zwar die Fremdsprache systematisch beigebracht, aber im "echten Leben" steht das im Weg. Fremdsprachen müssen mit Kreativität gesprochen werden, anders geht es nicht. Und dieser Teil unseres Gehirns - der kreative Teil - blockiert komplett, sobald wir Angst fühlen.
Wie kann man die Angst vor dem Kontrollverlust beim Englisch sprechen überwinden?
Der erste Schritt ist aus meiner Sicht die Erkenntnis, dass es nichts zu kontrollieren gibt. Die meisten Menschen möchten gerne kontrollieren, wie sie beim Englisch reden auf ihr Gegenüber wirken. Das kann man jedoch nicht kontrollieren, auch wenn viele Menschen sich das gerne einreden. Ein Mensch, der versucht, perfekt Englisch zu reden, um dabei eine perfekte Außenwirkung zu erzeugen, wird vermutlich nicht sehr positiv auf seinen Gesprächspartner wirken. Denn Perfektionismus wirkt meist eher unsympathisch und zu bemüht. Es ist viel sympathischer, wenn man sich Fehler erlaubt - aber das ist für Menschen, die schlechte Erfahrungen mit mangelnder Leistung und dadurch resultierender Ablehnung gemacht haben, sehr schwer umzusetzen. Hier kann eine professionelle Begleitung, wie ich es zum Beispiel in Form der Therapie gegen Fremdsprachenangst anbiete, sehr helfen.
Therapie gegen Fremdsprachenangst:
Ich bin Natalie Marby und ich arbeite (auch online) therapeutisch mit Menschen, die starke Angst vor dem Englisch reden haben und diese Angst dauerhaft überwinden wollen. Wenn Sie dieses Thema interessiert, erfahren Sie hier mehr: Therapie bei Fremdsprachenphobie
Blog:
Ich schreibe regelmäßig über das Thema Englischangst/Englischphobie, hier finden Sie viele informative Artikel und Tipps: Blog "Angst vor dem Englisch reden"
Podcast:
Erfahren Sie mehr über das Thema Englisch Sprechangst und wie man diese überwinden kann: Podcast "Englisch frei sprechen" von Natalie Marby
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