Eigentlich wäre Englisch sprechen ganz leicht, wenn man sich z.B. von seinen Kollegen helfen ließe, sollte mal ein Wort fehlen. In der Realität ist das jedoch meist ein No-Go:
Kurze Frage vorweg:
Fühlen Sie sich beim Englisch sprechen extrem unsicher? Falls ja, dann schauen Sie hier: Mentale Blockaden beim Englisch sprechen lösen - und nun zu der Frage, warum sich Deutsche so ungern beim Englisch reden helfen lassen:
Sich beim Englisch reden helfen lassen wirkt angeblich inkompetent
Das ist ein Irrglaube, der sehr verbreitet ist: "Dann wirke ich ja vollkommen inkompetent!" befürchten Menschen, deren Englisch noch im Anfangsstadium steckt und die sich doch eigentlich helfen lassen könnten, wenn mal eine Vokabel fehlt. Schließlich ist ja in allen englischen Meetings oder Gesprächen immer meist eine Person da, die gut Englisch reden kann. Diese Person könnte bei einem fehlenden Wort helfen - theoretisch. Denn in der Praxis lehnen gerade Deutsche ein solches Sich-helfen-lassen vehement ab. Ich halte das für übertrieben und auch für falsch, denn wenn man auf andere Nationen schaut, empfinden diese eine solche Hilfe als ganz normal.
Deutsche verwechseln "sich helfen lassen" mit "schwach sein"
Und das ist falsch - denn sich helfen zu lassen bedeutet, dass man zulässt, dass jemand einen über ein kleines Hindernis hinüberträgt, so dass man dann mit dem weitermachen kann, was man eigentlich möchte. Viele Deutsche haben ihren Fokus in englischen Gesprächen überwiegend auf der englischen Sprache: Sie wollen keine Fehler machen, sie wollen flüssig rüberkommen, wie wollen geschliffenes Englisch sprechen. Oft rückt das eigentliche Thema des Meetings fast in den Hintergrund (zumindest bei manchen Teilnehmern), weil sie so viel Augenmerk auf die englische Sprache legen. Dabei ist die englische Sprache nur ein Werkzeug, das Ihnen zum Erreichen eines Ziels verhelfen sollte, und nicht umgekehrt.
Wenn der Fokus zu sehr auf Englisch ist, dann kann man sich nicht helfen lassen
Denn wenn es zu sehr um Englisch geht, dann hat man tatsächlich versagt, wenn man sich helfen lässt. Wenn Sie jedoch Ihren Fokus auf das Ziel des Meetings legen, dann ist es höchst professionell, sich bei einem fehlenden Wort unter die Arme greifen zu lassen - denn es geht ja nicht um Englisch, sondern um das Ziel des Gesprächs. Fokussieren Sie sich jedoch zu sehr auf die englische Sprache und wollen Englisch perfekt sprechen, dann sind Sie wie ein Kind in der Schule, das Englisch "richtig" sprechen will. Sie sind jedoch kein Schüler mehr und das Meeting ist keine Klassenarbeit - es geht nicht um Englisch, sondern darum, wie Sie die englische Sprache verwenden. Es geht nicht darum, jede englische Vokabel zu kennen, sondern darum, wie Sie damit umgehen, wenn Ihnen mal ein Wort fehlt. Dieser Umgang mit einem fehlenden Wort kann entweder unprofessionell sein (sich schämen) oder professionell (sich helfen lassen).
Warum fällt das gerade Deutschen so schwer?
Ich kann es mir nur so erklären: Deutsche wollen oft alles "richtig" machen und trauen sich meist erst dann auf das Parkett, wenn sie perfekt vorbereitet sind. Beim Sprechen einer Fremdsprache muss man aber immer ein bisschen unvorbereitet auf das Parkett - schließlich können Sie nie hundertprozentig wissen, was auf Sie zukommt, was gesagt oder gefragt wird und wo Sie eventuell ins Stocken geraten werden. Man kann sich einfach nicht zu hundert Prozent auf ein englisches Meeting vorbereiten. Deutsche sind aber nunmal gerne vorbereitet und sich helfen zu lassen wirkt dann vielleicht so, als wären sie generell nicht in der Lage, das Meeting zu meistern. Mein Rat ist es daher: Lassen Sie sich helfen und gewöhnen Sie sich an diese Haltung. Ihr Englisch wird dann nämlich von Minute zu Minute besser - und das ist am Ende die professionellste Vorgehensweise.
Zum Weiterlesen:
Über mich:
Ich bin Natalie Marby und ich arbeite (auch online) therapeutisch mit Menschen, die starke Angst vor dem Englisch reden haben. Woher diese Angst vor dem Englisch sprechen kommt, erfahren Sie hier: Ursachen von Englisch Sprechangst
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