"Ich kann mich beim Englisch sprechen nicht durchsetzen!" Tipps von einem Native Speaker

Fühlen Sie sich beim Englisch sprechen extrem unsicher? Falls ja, dann schauen Sie hier: Mentale Blockaden beim Englisch sprechen lösen - und nun zum Thema:

Brian W., 42 Jahre alt, ist Brite und lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Als Sales Manager für einen internationalen Technikkonzern beobachtet er regelmäßig, wie seine deutschen Kollegen an Durchsetzungsstärke verlieren, sobald sie in einem englischen Meeting sitzen. Hier sein Rat:

"Ich beobachte oft, wie Deutsche sich beim Englisch sprechen plötzlich ganz anders verhalten. Wenn meine Kollegen Deutsch reden, sind sie direkt und kommen ohne Wenn und Aber zum Punkt. Sie sind auch gut darin, einen Standpunkt zu vertreten, notfalls auch gegen starke Widerstände. Aber wenn sie Englisch reden, ist das manchmal plötzlich weg und ich habe mich oft sehr darüber gewundert. Es ist offensichtlich, dass die Deutschen glauben, dass Sprache eine Art Waffe ist, und wenn man mit einem Frühstücksmesser kämpfen sollen, obwohl man sonst ein Schwert besitzt, ist das schwer. Für Briten ist Sprache jedoch keine Waffe, ganz im Gegenteil. Meine Landsleute sehen es eher so, dass Sprache einen verletzbar macht, deswegen werden Briten beispielsweise in Verhandlungen eher stiller, wenn mit härteren Bandagen gekämpft wird. Ich weiß, dass Amerikaner genauso reagieren, wenn auch vielleicht aus anderen Gründen. Deutsche werden dagegen oft redseliger bei Konflikten."

"Ich kann verstehen, dass Deutsche sich dann beim Englisch reden erstmal unsicher fühlen, denn sie können ja nicht so wie sonst - die Durchschlagskraft fehlt. In dem Moment machen Sie aber aus meiner Sicht einen entscheidenden Fehler, denn wenn wir bei dem Beispiel des Frühstücksmessers bleiben, dann fangen die Deutschen nämlich an, sich zu schämen, und das ist bei einer Diskussion oder einer Verhandlung der Anfang vom Ende. Wer sich schämt, wird null Erfolg in einem Verkaufsgespräch haben, geschweige denn in einer Preisverhandlung. Mich hat mal ein deutscher Kollege nach einem englischen Meeting gefragt: Wie soll ich den Kunden gewinnen, wenn mir die passenden englischen Vokabeln fehlen? Ich war überrascht über diese Frage, denn jemanden zu gewinnen passiert meiner Meinung nach nicht über Worte, sondern darüber, dass mein Gesprächspartner mich mag. So läuft es jedenfalls in Großbritannien: Geschäfte werden nur mit Menschen gemacht, die man mag. Und ich glaube, dass das in Deutschland auch so läuft, es wird nur nicht offen darüber geredet. Hier also mein Tipp, um sich als Deutscher auch mit "schlechtem Englisch" entsprechend durchzusetzen:"

"Nehmen wir mal an, Sie sind in einem englischen Meeting und haben Bedenken bezüglich eines Projektverlaufs. Ihre Kollegen teilen Ihre Bedenken nicht, Sie halten Ihre Sorge jedoch für wichtig und wollen sich Gehör verschaffen, um das Projekt nicht zu gefährden. Wenn das Meeting auf Deutsch wäre, wäre es für Sie kein Problem: Sie würden vermutlich mit Vehemenz und klaren Worten dafür sorgen, dass man Ihnen zuhört. Nun müssen Sie das ganze auf Englisch machen - und hier kommt mein Tipp: Berufen Sie sich auf Ihre Fachkompetenz, nicht auf Ihre Englischkenntnisse. Wenn Ihnen der Punkt wirklich wichtig ist, dann kann es Ihnen vollkommen egal sein, ob Ihre Englischkenntnisse ausreichen. Bei meinen Deutschen Kollegen beobachte ich jedoch immer wieder, dass Sie im "Ich" denken und nicht im "Wir". Das wird beim Englisch sprechen sehr deutlich, und zwar durch folgendes Motto:

"Wenn ICH dabei nicht gut rüberkomme, kann ICH nicht für das WIR kämpfen"

Das ist die Haltung, die ich bei Deutschen beobachte - wenn sie selbst bei etwas nicht gut rüberkommen, dann fällt es ihnen schwer, teamorientiert zu reagieren. Briten hingegen würden sich jederzeit zum Affen machen, solange es dem Team nützt, das lernen wir schon sehr früh in der Schule. Mein Rat ist somit, das Projekt oder das Team oder die Sache, um die es Ihnen geht, nach vorne zu stellen und dafür zu kämpfen, notfalls auch mit einem Frühstücksmesser. Es ist egal, mit welchen Waffen Sie kämpfen, Hauptsache, Sie kämpfen und kommen ans Ziel. Das Englisch meiner deutschen Kollegen ist immer gut genug, um sich durchzusetzen, sie schämen sich einfach nur zu sehr. Um sich beim Englisch reden durchzusetzen, müssen Sie also folgenden Tipp befolgen: 

"Wenn ICH beim Englisch reden nicht gut rüberkomme, ist das komplett egal, solange es dem WIR dient"

Wenn Sie das befolgen können, haben Sie das Problem der mangelnden Durchschlagskraft gelöst. Falls Ihnen das jedoch schwerfällt, haben Sie vermutlich eher ein Ego-Problem und kein Englisch-Problem. Ein Ego Problem lässt sich gut überwinden, indem man täglich einmal aus seiner Komfortzone herausgeht. Mit konstanter Übung lässt sich so ein künstliches Selbstbild sehr gut aufweichen."

1. Sieben englische Floskeln für Verkaufsgespräche
2. Zu nervös, um englisch zu sprechen? Grund ist oft negative Selbstkritik
3. Ist es besser, Britisches Englisch zu lernen, oder Amerikanisches Englisch?

Ich bin Natalie Marby und ich arbeite (auch online) therapeutisch mit Menschen, die starke Angst vor dem Englisch reden haben. Woher diese Angst vor dem Englisch sprechen kommt, erfahren Sie hier: Ursachen von Englisch Sprechangst

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