Angst, Englisch zu sprechen: warum es so wenig Hilfe gibt

Menschen mit Englisch-Angst tragen ihr Problem oft jahrelang mit sich herum. Eine Lösung finden die meisten weder in Sprachenschulen noch bei privaten Englischlehrern. Das Paradoxe dabei ist, ...

... dass dieses "sich in Englisch blockiert fühlen" enorm verbreitet ist - es steht im krassen Gegensatz zu den wenigen Hilfsangeboten, die es bisher dafür gibt.

 

Ein Grund hierfür ist sicherlich die Tatsache, dass kaum jemand über seine Englisch Ängste redet. Es ist immer noch ein Tabu, zuzugeben, dass man sich in Englisch unsicher fühlt. Zum einen liegt das am gesellschaftlichen Stellenwert guter Englischkenntnisse (wer etwas auf sich hält, spricht Englisch), zum anderen werden in vielen Jobs Englischkenntnisse einfach vorausgesetzt. Das muss man "mitbringen" und sicher beherrschen, ansonsten hat man kein Anrecht auf einen guten Job - so zumindest empfinden es viele Menschen.

 

Ein weiterer Grund für das mangelnde Hilfsangebot bei Englischbarrieren ist die Tatsache, dass Englischängste sehr komplex sein können. Ich erlebe es oft, dass tiefe, unbewusste Konflikte, mit denen ein Mensch sein Leben lang "gut fährt" (weil er sie erfolgreich verdrängt), plötzlich in Englisch zu Tage treten. Englisch bietet somit eine Art "Ventil" für Ängste, die sonst nicht auftreten. Das ist so ähnlich wie bei Flugangst: Die Situation des Fliegens und des Englischsprechens sind ähnlich, denn in beiden Situationen verliert man die Kontrolle - oder denkt, sie zu verlieren.

 

Um die Angst, Englisch zu sprechen erfolgreich zu behandeln, bedarf es aus meiner Sicht einer therapeutischen, aber auch pädagogischen Kompetenz, sowie außerdem einer gewissen Kenntnis beider Kulturen (der deutschen und der englischen). Es hilft, beide Sprachen zu beherrschen, denn wenn ein Englischlehrer nicht gut Deutsch spricht, wird er Schwierigkeiten haben, zu verstehen, warum sich manche Deutsche mit bestimmten Dingen so schwer tun.

 

Auch scheuen Sprachenschulen und Englischlehrer aus meiner Sicht oft den Schritt, sich mit dem Phänomen der Englisch-Angst wirklich auseinander zu setzen. Denn die Angst, Englisch zu sprechen legt den Finger genau in die Wunde unserer "Lern-Landschaft". Es hilft eben nicht, nur Vokabeln zu pauken und Grammatik zu lernen, um eine Fremdsprache mit Freude und Leichtigkeit zu sprechen. Gerade eine fremde Sprache zu sprechen, erfordert enorm viel Kreativität, Risikobereitschaft und spielerisches Herangehen. Ohne Spaß lernt niemand wirklich gut Englisch. Und ohne unkonventionellere Lernmethoden wird das Phänomen der Englisch-Hemmungen weiterhin wachsen. Englisch-Angst spiegelt somit etwas wider, das in unserer Gesellschaft nicht stimmt und deswegen kümmert sich meiner Auffassung nach auch kaum jemand darum.

 

Zum Weiterlesen: Die Angst, Englisch zu sprechen, kann von einer belastenden Geschwisterbeziehung kommen.

 

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Über mich:

 

Ich bin Natalie Marby und ich arbeite (auch online) therapeutisch mit Menschen, die starke Angst vor dem Englisch reden haben. Woher diese Angst vor dem Englisch sprechen kommt, erfahren Sie hier: Ursachen von Englisch Sprechangst

 

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